Grau bis türkis

Gesehenes und Nachgeholtes

Heute Nacht ging uns das Camping-Gas zu Ende. Als wir uns auf den Campingplatz am nördlichen Besucherzentrum von Þingvellir stellten, haben wir keine Stromanschluss-Kästen entdeckt. Also mussten wir mit Gas heizen. Der Auto-Vermieter meinte, dass wir mit einer Gasflasche ca. 6-7 Tage auskommen werden. Dank Stromanschluss (den wir für diverse Ladegeräte sowieso dazu buchten) und heizen mit dem elektrischen Lüfter haben wir die Nutzungsdauer der Flasche auf 18 Tage ausgedehnt. Doch heute morgen war das „aus den Federn kriechen“ unangenehm kühl.

Wir bezahlten die Übernachtung im nun geöffneten Besucherzentrum und kauften dort auch gleich eine Parkerlaubnis für den Nationalpark. Für die daheim gebliebenen wurden auch noch ein paar Postkarten (incl. Porto) gekauft, obwohl alle unsere Freunde und Bekannten via Live-Cam-Bild mit verfolgen konnten wo wir uns befinden.

Wir fanden an den recht überfüllten Parkplätzen in Þingvellir mit etwas Glück einen Platz in der Nähe des Öxarárfoss, der auch unser erstes Fotoziel war. Bei der Reise im Januar hatten wir den Fall fast vollständig eingefroren vorgefunden. Doch jetzt war man, wenn man keine nassen Füße bekommen wollte, auf die Besichtigungsteerasse beschränkt. Ich mag den Wasserfall, weil er so gut zu der Landschaft mit den senkrechten Abbruchkanten der Kontinentalplatten passt.

Da wir bemerkten, dass ein Weiterfahren und einen anderen Parkplatz zu bekommen ein fast unmögliches Unterfangen werden würde, beschlossen wir nun den Rest von Þingvellir auch zu Fuß zu erkunden. Doch anders als bei unserem Winterbesuch, wollte sich heute keine goldene Sonne zeigen und es regnete immer mal wieder ganz leicht. Wir kamen am Lögberg vorbei und erreichten durch die Almannagjá das westliche Besucherzentrum, von wo aus man einen herrlichen Überblick über das Gründungstal der Republik Island genießen kann.

Anschließend wanderten wir an der Kirche vorbei zur Silfra Spalte. Wir konnten beobachten, wie die geführten Taucher-Touren in das glasklare und vermutlich sehr kalte Wasser einsteigen. Dann gingen wir entlang der Straße 361 nach Norden und bogen bei der Brücke über die Peningagjá (die andere als die Silfra-Spalte) wieder Richtung unseres Parkplatzes ein. Das Wetter wurde ungemütlicher und wir beschlossen den Nationalpark Richtung Osten zu verlassen. Als die Strecke nahe am Þingvallavatn vorbei führte, schossen wir noch ein Abschiedsfoto von der herbstlich bunten Strauch-Vegetation vor den mit erstem Schnee gesprenkelten Bergspitzen im Hintergrund.

Vor Laugarvatn kann man von einem erhöhten Aussichtspunkt einen Blick auf die Gegend werfen, an deren Rand sich die „Attraktionen“ des golden Circle befinden.
Neben vielen Sträuchern im Vordergrund kann man noch den Laugarvatn und den größeren Apavatn erkennen.

In Laugarvatn haben wir dann die leere Camping-Gas Flasche durch eine Volle ersetzt und beschlossen, dass in den verbleibenden 3 Nächten nicht mehr elektrisch geheizt wird.

Bei der Reise im Januar haben wir es nicht geschafft die nächste Attraktion anzusteuern. Es ist zum Glück nicht ausgeschildert, aber leider kein Geheimtipp mehr. Um das Ziel zu erreichen muss man in eine Ferien-/Landhaussiedlung hinein fahren. Irgendwann ist dann auch diese Straße für „Nicht-Anlieger“ gesperrt und man muss zu Fuß weiter gehen. Nachdem man einen Bach über eine Brücke nur für Fußgänger überquert hat, ist es nicht mehr weit und man kann den farbenprächtigsten Wasserfall in Island bewundern.

Das gesamte Wasser der Brúará versammelt sich in einer Felsspalte. Das aufgeschäumte Wasser kann die eingeschlossenen Luftbläschen kaum verlieren. Das verleiht dem Wasser eine intensive Türkis-Färbung. Dieses ist wieder einer dieser Orte, wo man wegen des gelungenen Zusammenspiels der Elemente der Natur, ganz andächtig wird und sich als ein winziger aber überglücklicher Teil des großen Ganzen empfindet. Da ist auch zu verschmerzen, dass heute die Sonne keinen einzigen Strahl durch die Wolken auf diesen überwältigenden Ort richten kann. Wir verbringen sehr viel Zeit an diesen einem Ort, denn neben unzähligen Fotos anzufertigen, lohnt es sich auch einfach nur hin zu schauen und zu genießen.

Es wird schon merklich dunkler, als wir den Brúaráfoss verlassen und in dem nur wenige Kilometer weiter östlich liegenden Haukadalur eintreffen.

Es reicht aber noch um ein paar beeindruckende Fotos vom „Explosionsmoment“ der fleißigsten Attraktion Islands, dem Geysir „Strokkur“ aufzunehmen. Obwohl noch einige Menschen darum herum stehen, ist es spät Abends nicht mehr so überfüllt, wie wir es im Januar erlebten.

Mit diesen Eindrücken begeben wir uns auf den direkt neben dem Hochtemperaturgebiet gelegenen Campingplatz, der an diesem Tag sein letztes offizielles Öffnungsdatum für diese Saison hatte. Es stehen nur noch ganz wenig Zelte und ein paar andere Minicamper-Fahrzeuge auf dem Platz. Mangels freien Himmels sind wir relativ früh im Bett, und werden am nächsten Morgen von den Strahlen der aufgehenden Sonne geweckt.