Fossas (Frettkatzen) sind zwar Raubtiere auf Madagaskar, aber den Wortwitz wollte ich mir nicht entgehen lassen. Trotzdem kenne ich den Plural von Foss auf isländisch noch nicht. Der Wetterbericht versprach Sonne und das Wetter hielt sich daran. Wir wollten die beiden an der Ringstraße 1 im Süden Islands liegenden Wasserfälle besuchen: den Seljalandsfoss und den Skógafoss.
Dazu haben wir unser Hotel wieder sehr früh und im Dunkeln verlassen. Durch die Rückfahrt vom Geysir in den Tagen zuvor kannten wir inzwischen die Strecke über die 427 und 34 an der Küste entlang in völliger Dunkelheit. Der Unterschied dieses mal war, dass am Horizont mit jedem Kilometer den wir nach Osten führen das grandiose Leuchten des bevorstehenden Sonnenaufgangs immer intensiver wurde.
Wie schon zuvor bei der Fahrt nach Þingvellir war nicht nur der Blick in den Sonnenaufgang grandios. Es lohnte sich sehr auch mal dahin zu sehen worauf das Sonnenlicht schien. Dermaßen rosa gefärbte Wolken habe ich noch nie zuvor erlebt. Eine wirklich surreale Stimmung und die Island-Infektion intensivierte sich zusehends.
Also wurden mal wieder viele Zwischenstopps gemacht, was zu einer später als geplanten Ankunft beim Seljalandsfoss führte, den man schon aus der Ferne von Islands wichtigster Verkehrsader aus erblicken kann.
Am Parkplatz vor dem Wasserfall angekommen, dämmerte mir beim Beobachten einer um eine Kiste versammelten Busreisegruppe, welches das größte Ausrüstungsversäumnis des Urlaubs sein wird. Meine Befürchtung wurde zur Gewissheit, als wir links vom Wasserfall über eine vereiste Holztreppe einen erhöhten Beobachtungsposten erklommen hatten. Uns fehlten Spikes, welche man über die Wanderschuhe hätte anziehen können.
Mit größter Mühe konnten wir uns auf der Eisplatte, die durch den Sprühnebel des Wassers und den eisigen Temperaturen entstanden ist, auf den Füßen halten um ein paar Fotos aus der erhöhten Position zu machen (alle schlecht). An einen Abstieg zum Weg, der hinter dem Fall durchführt, war wegen des Eises nicht mehr zu denken. Dadurch haben wir aber auch den wichtigsten Standpunkt für ein beeindruckendes Foto des Wasserfalls nicht erreichen können. Das war schon sehr enttäuschend, denn auf ein entsprechendes Bild habe ich mich in der Vorurlaubsfreude eingestellt.
Aber das Lehrgeld war noch nicht ganz bezahlt, denn der Abstieg in die Richtung aus der wir gekommen waren, war ohne Spikes mehr als abenteuerlich. Es war nicht daran zu denken, über die Treppe abzusteigen. Mit Foto-Rucksack am Rücken und uns an der Außenseite des Treppengeländers mit den Füßen abstützend, rutschten wir den vereisten Hang sitzend hinunter, immer in der Gefahr entweder das Bein zu verrenken oder den Halt zu verlieren.
Mit geringeren Blessuren als befürchtet waren wir wieder in tritt-sicherem Gelände angekommen. Nun gingen wir noch den 360m weiten Weg zu einem von den meisten Touristen kaum beachteten Wasserfall, der sich hinter einer Felsspalte befindet. Auch hier wären die Spikes von großer Nützlichkeit bei der fotografischen Erkundung des Gljúfrafoss gewesen. Daher können wir auch hier nicht mit einem Foto glänzen. Trotzdem wurden wir dort mit ein paar schönen Blicken über das weite flache Land und auch hinüber zu den Westmannaeyjar belohnt.
Leider verging die Tageslichtzeit wie im Flug. Also beeilten wir uns den Skógafoss noch bei einigermaßen vernünftigen Lichtbedingungen zu erreichen. Doch die Sonne verschwand genau in dem Moment hinter dem Wolkenband des sich gerade südlich von Island bildenden Tiefs, als wir die Kamera auf dem Stativ befestigt hatten. Bei klarem Himmel wäre noch schönes abendliches Sonnenlicht auf die beeindruckende Wasserwand des „Foss“ gefallen.
Doch trotz der „späten Stunde“ kamen die anderen Touristen noch Bus-Weise an. Das und andere Fotografen – wie wir es auch sind – verstellten einen freien Blick auf den Fall. Entsprechend spät wurde es auch hier. Damit war an einen Besuch von Reynisfjara nicht mehr zu denken. Wir fuhren aber trotzdem noch bis Vík í Mýrdal um ein weiteres typisch isländisches Abendessen zu genießen.
Die Rückkehr nach Grindavík in totaler Dunkelheit war dann nur noch eine anstrengende Pflichtübung von mehr als 200km Fahrt im wie angekündigt zunehmenden Wind des schon erwähnten Tiefs.